Der geheime Fjord by Geoffrey Trease

Der geheime Fjord by Geoffrey Trease

Autor:Geoffrey Trease
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2014-05-08T22:00:00+00:00


10 Die Nachforschungen beginnen

Es tat ihnen natürlich Leid, Adam und Bruder Joseph und den andern allen Lebewohl zu sagen, doch sie waren auch voller Ungeduld aufzubrechen. Man konnte schwerlich annehmen, dass ihr Vater noch lebte, aber noch schwerer war es, die Hoffnung ganz aufzugeben. Lieber alles andere, dachte Roger, als diese Ungewissheit. In zwei Tagen würden sie in Bergen sein. Dann würden sie es erfahren, eins oder das andere. Und wenn es das Schlimmste war, konnten sie wenigstens am Grabe ihres Vaters für das Heil seiner Seele beten.

Erik war rührend verständnisvoll. Er hatte die Reitponys gesattelt, die Lasttiere bepackt und ihren langen Zug geordnet, ehe noch das braune Segel der Flower um den Felsvorsprung des Fjords verschwunden war. Ohne weiteren Aufschub setzten sie sich in Bewegung.

Die Ponys waren stämmige kleine Tiere von heller Sandfarbe, wie die Zwillinge sie daheim nie gesehen hatten. Roger ritt einen Wallach, Jillian eine Stute. Erik hatte das größte Pony, das er auftreiben konnte, aber trotzdem baumelten seine langen Beine komisch herab, und den größten Teil des Weges ging er nebenher. Zwei andere Norweger kamen noch mit, ein Alter mit sanften Augen, Sigurd Sigurdsson, und sein Sohn Kanut. Keiner von beiden konnte ein Wort Englisch, aber sie schienen ohnehin wenig Bedürfnis nach Unterhaltung zu haben, denn auch untereinander wechselten sie stundenlang kaum ein Wort.

Es war ein schöner Weg, der Weg nach Bergen.

Zeitweise ging es auf und ab durch gewundene Täler und immer wieder überquerten sie Flüsse, die schäumend und brausend von den schroffen Felsen stürzten. Einmal zogen sie im Zickzack über einen graugrünen Pass, der mit gewaltigen Felsbrocken besät war. Von dem letzten Bauernhof im Tal bis zum ersten im nächsten Tal waren es zehn Meilen.

Als sie den Eindruck gewonnen hatten, ganz Norwegen sei ein unaufhörliches Auf und Ab, kamen sie in ganz flaches Land, das sich drei Meilen weit am Ufer eines Fjords hinzog; seine Wasser waren so still und glatt, dass sie sich wie in einem Spiegel erblickten, als sie sich darüber beugten.

Erik zeigte ihnen ferne Gipfel und Bergkämme, die mit Eis und Schnee bedeckt herüberschimmerten. Er versuchte zu erklären, dass das Eis selbst im heißesten Sommer niemals schmolz.

»Da hausen Trolle«, sagte er mit einem Schauder.

»Was sind Trolle?«, fragte Roger.

Erik fehlten die Worte, um sich verständlich zu machen. Er bekreuzigte sich fromm.

»Das klingt, als wären es böse Geister«, meinte Jillian.

So vermutete auch Roger. Man wusste ja, dass der hohe Norden das besondere Reich des Teufels war, also konnte es ganz gut sein, dass einige seiner Helfershelfer in der eisigen Wildnis über dem Hochland hausten. Er war ganz froh, als der Saumpfad wieder bergab ging in die freundliche Welt der Wiesen und Birkenwälder, wo der Herdrauch bläulich aus steilen Dächern aufstieg.

Wie friedlich verliefen diese Reisetage! Jeder, dem sie begegneten, hatte einen Gruß für sie, und als sie die Hälfte ihres Weges zurückgelegt hatten, fanden sie warmherzigen Willkomm und behagliches Nachtquartier. Erik schien überall unterwegs wohl bekannt und beliebt. Roger konnte sich auch gar nicht vorstellen, dass jemand ihn nicht leiden mochte.

Die einsamen Stunden unterwegs wurden ihnen nie langweilig.



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